5.2.2024 | Mirko Beckmann konnte zufrieden sein: Rund 600 Quickbornerinnen und Quickborner waren am Sonntag dem vom CDU-Vorsitzenden initierten Aufruf zu einer Demonstration unter dem
Motto „Quickborn sagt JA zur Vielfalt!" gefolgt, zu der nicht nur die vier Rats-Parteien, sondern auch zahlreiche Vereine und Organisationen eingeladen hatten. In sieben Redebeiträgen machten
Sprecherinnen und Sprecher deutlich: Wir haben keinen Platz für Extremisten!
Auffällig war, dass den Großteil der Besucher Bürgerinnen und Bürger mittleren und höheren Alters stellten, Schülerinnen und Schüler sowie andere Jugendliche waren wenig vertreten. Für ein wenig Aufsehen sorgte lediglich eine kleine Gruppe jugendlicher Anti-Fa-Aktivisten, die mit Zwischenrufen den einen oder anderen Redner störten. Aber insgesamt verlief die Veranstatung ohne besondere Vorkommnisse.
Der FDP-Vorsitzende Thomas Katlun eröffnete seine Rede mit einer persönlichen Anmerkung: Auf eine Frage seiner Tochter, ob denn der Opa, der als Soldat gedient hatte, ein Nazi gewesen sei, konnte er dies nicht ausschließen. Und er einnerte an seine erste Geschichtsstunde, in der der Lehrer den Sinn von Geschichtsunterricht erklärt hatte: Wir betreiben Geschichte, damit wir die Gegenwart besser verstehen können! Gerade in der heutigen Zeit , in der die Grundwerte in Frage gestellt würden, sei es wichtig, dass wir uns auf das besönnen, was einmal war, damit wir wissen, was nie wieder sein darf. „Nie wieder ist jetzt!" Die Liberalen setzten sich ein für Freiheit, Frieden und Demokratie! Und er zitierte die Bürgervorsteherin Annabell Krämer (FDP), die wegen eines anderen Termin an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnte. Sie hatte anlässlich der 700-Jahr-Feier ihre Freude darüber zum Ausdruck gebracht, dass die AfD bislang in Qiuckborn keinen Fuß auf den Boden bekommen habe. „Wir treten dafür ein, dass dies auch so bleibt!" Und:„Ich stehe hier, damit meine Enkel nicht eines Tages sagen müssen, ich hätte nichts gegen die Nazis getan!"
Pastor Florian Niemöller wies darauf hin, dass es eigentlich nicht seine Aufgabe sei, über Politik zu sprechen, aber sein „Laden" sei Teil Quickborns und der deutschen Gesellschaft. Er hoffe, Teil einer starken Gesellschaft zu sein, die unterschiedliche Meinungen aushalte und Raum für die Schwachen biete. Aber er höre auch „ein Ungeheuer atmen", und es gebe auch in Quickborn Menschen, die dieses Ungeheuer fütterten und groß sehen wollten. Er plädierte für eine starke, vielfältige Gesellschaft, in der man alles sagen darf, in der es aber auch eine Pflicht zu antworten gibt, wenn Menschen klein gemacht werden.
Die Quickborner Grünen-Vorsitzende Anke Thomsen (r.) erinnerte an die rechtsmotivierten Anschläge, die ein dunkles Kapitel in der Geschichte darstellten. Bei den jetzt bekanntgewordenen AfD-Treffen seien menschenverachtende Pläne bekannt geworden. „Wir wollen das nicht! Wir sagen Nein!" Alle seien aufgerufen, dazu beizutragen, dass das gefährliche Gedankengut der AfD keinen Platz in unserer Demokratie fände. Die Grünen-Kreistagsabgeordnete Sabine Schaefer-Maniezki erinnerte daran, dass in Quickborn die AfD zwar nicht in der Ratsversammlung vertreten sei, dass aber über 900 Quickborner (7,8 Prozent) bei der Kreistagswahl der AfD ihrer Stimme gegeben hätten und u.a. eine Quickborner AfD-Abgeordnete im Kreistag vertreten sei.
Die CDU-Fraktionsvorsitzende Annegret Tegen räumte ein, dass es noch einiges zu tun gebe: Eine einige EU schaffen, ein gutes Deutschland weiter pflegen, neue Wege für unser Land zu beschreiten. Aber man habe eine gute Grundlage. „Mein Motto: Wir sind nicht verantwortlich für die Taten unserer Vorfahren, aber verantwortlich dafür, dass sich diese Taten nicht wiederholen!" Jedem solle die Möglichkeit gegeben werden, sich auf der Grundlage des Grundgesetzes frei zu entfalten. Es gebe keinen Platz für Rassismus! Wir lebten in einer schnelllebigen Zeit, wir sollten aber Geduld z.B. mit Menschen haben, die zu uns gekommen sind und unsere Sprache erst lernen müssen und auch unsere Grundwerte verinnerlichen müssen.
Der DLRG-Vorsitzende Kai Jacobsen zollte den Kommunalpolitikern und den Ehrenamtlichen Respekt, die sich dafür einsetzten, das Leben in der Stadt lebenswert zu machen. Drei Gedanken trug er vor. 1. Lasst uns aktivistischer sein! Klima- und Umweltgruppen seien in Quickborn beispielsweise relativ unauffällig. Er beklagte auch die geringe Wahlbeteiligung z.B. bei der Kommunalwahl. Es gelte, die Politik nicht nur den Politikern zu überlassen. 2. Wie leben wir eigentlich Offenheit und Toleranz? Er verwies auf die Satzung der DLRG, die u.a. zu religiöser und weltanschaulicher Toleranz und Überparteilichkeit verpflichtet. Damit könne man gut leben, wenn sie niemand in Zweifel ziehe, aber man müsse sie eben auch entschieden verteidigen, wenn sich der Wind drehe. 3. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Er habe Verständnis, dass einem diese Welt schon einmal über den Kopf wachsen könne. Wie schön wäre es, wenn man diese Komplexität einfach reduzieren könnte. Aber simple Rezepte lösten die Probleme dieserWelt nicht. „Lasst uns nicht aufhören zu denken!"
Johann Reese sprach als Beirat der SPD und als Mitglied des Kinder- und Jugendbeirats. Er sang das Hohelied der Individualität, die uns u.a. erlaubt, voneinander zu lernen. Extremismus sei der Versuch, die Vielfalt der Individuen zu pauschalieren und auszugrenzen. Es sei ein Privileg, in einer Demokratie zu leben. Er erinnerte daran, dass die Weimarer Republik als erste deutsche Demokratie, 1918 nach dem Fall des Kaiserreiches entstanden, schon 15 Jahre später auf legalem Weg wieder vernichtet wurde. Wir könnten die Zeiten nicht zurückdrehen, aber wir könnten die Lehren daraus ziehen und gemeinsam Verantwortung für unsere Demokratie übernehmen.
Bürgermeister Thomas Beckmann dankte den Organisatoren und allen beteiligten Organisationen.Er mahnte, dass es auch gefährlich sein könne, eine Partei auch nur einmal zu wählen. „Wir sind für ein vielfältiges Miteinander und das Recht aller Menschen, die Gesellschaft, in der sie leben, mitzugestalten!" Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass es diverse Herausforderungen gebe, die diskutiert werden müssten: Wie werden die Zuwanderung und die Integration geregelt? Wie wird der Zugang zum Arbeitsmarkt vereinfacht? Wie werden staatliche Hilfen und Subventionen verteilt? Wie können wir für Wohnraum sorgen? Wie bezahlen wir die Sanierung von Straßen? Ein Kreuz auf einem Wahlzettel sei leicht gemacht, aber wer Veränderung wolle, müsse sorgsam prüfen, ob der derjenige, der Versprechungen mache, auch echte Vorschläge habe oder nur ein Bauchgefühl anspreche. Es sei auch notwendig, dass jeder im persönlichen Umfeld seine eigene Haltung einbringe.
Alle Rednerinnen und Redner bedankten sich zum Abschluss bei den Besuchern für die Teilnahme an der Demonstration.
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Bernd Faust (Dienstag, 06 Februar 2024 09:17)
Super Sache, wäre auch hingegangen, wenn ich davon gewußt hätte. Habe leider im Vorfeld davon nirgendwo etwas gelesen. Zu schlecht vernetzt....
Uns Uwe (Dienstag, 06 Februar 2024 13:48)
Scheinheiligkeit pur, in Potsdam haben sich sowohl die CDU, als auch die AFD getroffen. Jetzt eine Demo von der CDU organisiert. Als einzigen Schuldigen nun die AFD ausmachen. Kein guter Stil.
Bürger (Dienstag, 06 Februar 2024 13:59)
Mangelndes Demokratieverständnis in den Medien und Social Media.
Zunächst sollten wir uns alle gegen den Rechtsextremismus UND Linksextremismus aussprechen.
Die Grünen sollten sich auch gegen die Antifa und FFF und Peta und LG stellen.
Die AFD sollte man endlich verbieten, rechtssicher über alle gerichtlichen Instanzen!
Und sollte das Verbotsverfahren gerichtlich abgelehnt werden, dann sollte man die AFD endlich auch in Ruhe lassen und mit politischen Inhalten gegen die AFD vorgehen!
Es ist feige, Angst vor einem Verbotsverfahren zu haben, aber die JA verbieten wollen, die AFD von der Parteienfinanzierung ausschließen und der AFD keinen Bundestagsvizepräsidenten zu gewähren.
#Minderheitenschutz
Blinde Kuh (Dienstag, 06 Februar 2024 14:10)
Becki Quickborn meck meck meck,
Robi/Koeppi weg weg weg,
Die Schmach sitzt tief,
das Herz ist schwach,
Nun freue sich wer kann,
als Troll nun jeden anonym denunzieren kann.
Selbst als Blinde Kuh samt ohne Geweih, da brat ich mir lieber einen Storch, anstatt mir das beharrliche Gejammer anzuhören.
Kleiner Tipp - geht laufen, anstatt im Meer der Melancholie zu ersaufen!