22.12.2023 | Auf dem ehemaligen Devalit-Gelände am AKN-Bahnhof Tanneneck im Industriegebiet der Gemeinde Ellerau soll bis Ende 2025 ein zehn Hektar großes Logistikzentrum
der Firma Hillwood entstehen. Der Kreis Segeberg hat dem US-Riesen bis zu 1.600 LKW-Fahrten pro Tag genehmigt. Am 20. Dezember 2023 hat sich der schleswig-holsteinische Minister für Wirtschaft,
Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus Claus Ruhe Madsen auf Einladung der FDP-Landtagsabgeordneten Annabell Krämer vor Ort ein Bild von der bereits heute schwierigen Verkehrssituation
gemacht, wie die Stadt Quickborn in einer Pressemeldung berichtet. Begleitet wurden Minister Madsen und Krämer von Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann, dem Ersten Stadtrat Eike
Kuhrcke, dem Kreis Segeberger Landtagsabgeordneten Ole Plambeck (CDU), AKN-Geschäftsführer Matthias Meyer, Susan Müller vom Landesbetrieb Verkehr (LBV) und Mitarbeitenden der Quickborner
Stadtverwaltung.
Hintergrund des Termins: Die Stadt Quickborn sowie Anwohnerinnen und Anwohner befürchten durch die überdimensionierte Gewerbeansiedlung in Ellerau einen Verkehrskollaps von der
Bahnstraße bis hin zur Autobahnauffahrt. Die Stadt Quickborn hat zum Schutz ihrer Bürgerinnen und Bürger bereits mit einem Widerspruch gegen die Baugenehmigung, einer Fachaufsichtsbeschwerde und
einem Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz reagiert.
Minister Madsen wollte sich selbst ein Bild von der Situation vor Ort machen. Während einer 90-minütigen Busfahrt mit Stopps am Hillwood-Gelände, am höhengleichen Bahnübergang der AKN in Ellerau
und bei der A7-Brücke in der Ulzburger Landstraße hat sich der Minister über die Auswirkungen der geplanten Gewerbeansiedlung und den Ist-Zustand auf Quickborns und Elleraus „sehr engen“ Straßen
informiert.
„Man hält schon den Atem an, wenn man die vielen Kinder vom AKN-Bahnhof Tanneneck die Bahnstraße überqueren sieht“, erklärt Minister Claus Ruhe Madsen, nachdem er die Ankunft einer AKN-Bahn
miterlebt hat und eine große Gruppe von Schülern, bei ihrem Versuch, die Straße zu überqueren. „Es braucht dringend eine Lösung. Die Straßen hier sind sehr eng und die Überlastung ist jetzt schon
da. Man braucht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie das mit den zusätzlichen Schwerlasttransporten funktionieren soll.“
Angesprochen auf die Bahnübergangs- und Straßensicherungsanlage am AKN-Bahnhof Tanneneck, deren fortgeschrittene Planung aufgrund des zusätzlichen Schwerlastverkehrs durch eine mögliche
Hillwood-Ansiedlung derzeit auf Eis liegt, erklärt Madsen: „Wenn etwas auf Eis liegt, ist es in der Regel noch nicht verdorben. Alle Beteiligten sehen sich die Situation jetzt an und müssen dann
eine vernünftige Entscheidung treffen. Vielleicht können die ursprünglichen Pläne für die Straßenquerung ja wieder aufgetaut werden.“
Ehrliche Worte, die bei den Betroffenen gut ankommen. Annabell Krämer, Landtagsabgeordnete und Bürgervorsteherin der Stadt Quickborn: „Herr Madsen hat sich schon vor unserem Termin umfangreich
informiert. Dass er sich jetzt vor Ort selbst ein Bild macht und mit eigenen Augen sieht, wie fatal sich die geplante Gewerbeansiedlung auf unsere Infraktruktur und Verkehrssituation auswirken
wird, ist ausgesprochen wichtig. Man spürt, dass dem Wirtschafts- und Verkehrsministerium sehr daran gelegen ist, eine für alle Betroffenen verträgliche Lösung zu finden. Die Quickborner
Fraktionen stehen geschlossen und werden weiterhin alles versuchen, um dieses Projekt zu stoppen.“
Tatsächlich zeigte sich Minister Madsen am 20. Dezember sowohl sehr gut informiert als auch sehr interessiert. Immer wieder sah er sich die Situation auf Plänen an und greift auf Live-Bilder
einer Drohne zurück, mit der die entsprechenden Gebiete in Echtzeit überflogen wurden.
Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann: „Natürlich müssen wir vom Worst-Case-Szenario ausgehen. Die Firma Hillwood hat 800 LKW pro Tag beantragt, der Kreis Segeberg hat ohne entsprechende
Prüfung und ohne uns oder die betroffenen Behörden zu beteiligen diese insgesamt 1.600 LKW-An- und Abfahrten genehmigt. Dabei beruft sich der Kreis Segeberg auf die bestehenden Bebauungspläne für
das Hillwood-Gelände, nach denen die verkehrliche Erschließung gesichert ist. Die Bebauungspläne aber sind 40 und 60 Jahre alt – und alles andere als zeitgemäß. Der Verkehr, den eine derartige
Gewerbeansiedlung mit sich bringt, hat sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht, der damals für den Verkehrsabfluss genutzte AKN-Gleisanschluss spielt in Hillwoods Planungen keine Rolle. Es
steht außer Frage, dass die Pläne für das Gewerbegebiet überarbeitet und an heutige Verhältnisse angepasst werden müssen.“
Das sieht auch Minister Madsen so: „Wenn wir letztes Jahr gefragt worden wären, hätten wir festgestellt, wie schwierig sich die Situation darstellt. Die Zufahrtsstraßen sind maximal ausgelastet.
Leider sind wir nicht gefragt worden. Doch dafür ist ja noch nicht zu spät. Sollte das Gebiet überplant werden, wird auch das Verkehrsministerium beteiligt.“
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Ronny (Donnerstag, 04 Januar 2024 06:06)
Wer sagt überhaupt, dass die meisten Ellerauer und Quickborner gegen das Hillwood Projekt sind?
Nur weil die Politik laut schreit und uns mit ihrer Meinung bevormundet, muss diese These nicht stimmen!
Ich würde mich freuen, wenn die Presse diese Sichtweise auch einmal bedenkt.