200.000 Euro für die neue Gedenkstätte „Goldstein-Haus"

Jens-Olaf Nuckel, Vorsitzender des Trägervereins (Mitte), führte die Gäste durch das Goldstein-Haus: Prof. Gerhard Fouquet, Staatssekretär Oliver Grundei, Bürgervorsteher Henning Meyn und Bürgermeister Thomas Köppl (v.r.)
Jens-Olaf Nuckel, Vorsitzender des Trägervereins (Mitte), führte die Gäste durch das Goldstein-Haus: Prof. Gerhard Fouquet, Staatssekretär Oliver Grundei, Bürgervorsteher Henning Meyn und Bürgermeister Thomas Köppl (v.r.)

29.3.2022 | Über hochkarätigen Besuch aus dem Kreis und vom Land konnte sich Jens-Olaf Nuckel, Vorsitzender des Träger- und Fördervereins Henri-Goldstein-Haus, bei einer kleinen Feierstunde in der Comenius-Schule freuen, zu der er aus freudigem Anlass geladen hatte: Die Landesregierung hat das Henri-Goldstein-Haus offiziell zu einer Gedenkstätte ernannt und zugleich 200.000 Euro Fördermittel bereitgestellt.

 

Oliver Grundei, Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Bildungsministerium, hatte es sich nicht nehmen lassen, die Urkunde persönlich zu überreichen, durch die das Haus  zur NS-Gedenkstätte wird.  Prof. Dr. Gerhard Fouquet, Vorsitzender der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten, war aus Rendsburg gekommen, um die Grüße seiner Organisation zu überbringen, die im Lande bereits 17 NS- und KZ-Gedenkstätten unterstützt. Kreispräsident Helmuth Ahrens, der zusammen mit der stellvertretenden Kreispräsidentin Elke Schreiber gekommen war, brachte seine Freude zum Ausdruck, dass mit dem Goldstein-Haus der Kreis Pinneberg jetzt auch eine NS-Gedenkstätte habe. Als Gast war auch Andreas Beran, Vorstandsmitglied des Trägervereins der benachbarten KZ-Gedenkstätte Springhirsch gekommen, zu dem der Trägerverein Goldstein-Haus enge Verbindungen unterhält. Die Quickborner Parteien wurden durch die Fraktionsvorsitzenden Annegret Tegen (CDU) und Astrid Huemke (SPD) sowie die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Marion Nagelfeld (Grüne) vertreten. Für die Stadt überbrachte Bürgermeister Thomas Köppl die Grüße, zugleich im Namen des ebenfalls anwesenden Bürgervorstehers Henning Meyn. Über die prominenten Gäste freuten sich viele Mitglieder des Trägervereins Goldstein-Haus, die die Feierstunde mit Kaffee und Kuchen liebevoll vorbereitet hatten.

 

Fast alle Redner nahmen die Situation in der Ukraine zum Anlass darauf hinzuweisen, dass Krieg, Gefangenschaft und Verfolgung auch in Europa nicht nur Vergangenheit  seien. Gedenkstätten wie das Goldsteinhaus seien vor allem auch für die jüngere Generation als Mahnung wichtig. Bürgermeister Köppl riet dem Verein, bei der anstehenden Sanierung „nicht zu sehr aufzuräumen"! Die Gedenkstätte dürfe keinen Charme bekommen. Es sei ein Gefängnis, ein Ort des Terrors gewesen. Die bedrückende Atmosphäre müsse erhalten bleiben.

 

Nach der Feierstunde führte Nuckel die Gäste durch die neue Gedenkstätte und erläuterte den Hintergrund. In dem unscheinbaren Gebäude waren in den letzten Kriegsjahren rund 50 jüdische Gefangene aus Belgien und Frankreich untergebracht, die im Himmelmoor Torf stechen mussten. Einer der Gefangenen war Henri Goldstein, der sich in den 80er Jahren an die Stadt gewandt hatte, um die Gefangenschaft anerkennen zu lassen und der über die Zustände berichtet hatte. Er wurde zum Namensgeber für den Verein, der sich ab Ende der 90er Jahre der Erinnerung an dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte widmet.

 

Die Besucher zeigten sich beeindruckt von den Zuständen in dem Lager, die noch im Original erhalten sind. In Etagenbetten mussten die Gefangenen zu dritt übereinander schlafen, die Latrinen verbreiteten einen unheimlichen Gestank. Dies alles soll erhalten bleiben, die Fördermittel sollen zunächst dafür verwendet werden, das marode Dach und die Fenster zu sanieren. Im nächsten Schritt solle eine Historikerin beauftragt werden, um die Geschichte des Goldstein-Hauses aufzuarbeiten, ferner solle ein Konzept für eine Ausstellung erarbeitet werden.

Staatssekretär Oliver Gundei überreichte dem Vereinsvorsitzenden Nuckel die offizielle Urkunde
Staatssekretär Oliver Gundei überreichte dem Vereinsvorsitzenden Nuckel die offizielle Urkunde
Gedankenaustausch am Rande der Feierstunde: Andreas Beran, Vorstandsmitglied der Gedenkstätte Springhirsch, Kreispräsident Helmuth Ahrens und Staatssekretär Oliver Gundei (v.l.)
Gedankenaustausch am Rande der Feierstunde: Andreas Beran, Vorstandsmitglied der Gedenkstätte Springhirsch, Kreispräsident Helmuth Ahrens und Staatssekretär Oliver Gundei (v.l.)

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