5.11.2021 | Eine Frage aus der Kategorie „Wer weiß denn sowas": Was hat der ehemalige ZEIT-Chefredakteur Theo Sommer mit Quickborn zu tun? Antwort: Er war mit der Tochter des bekannten
Komponisten Artur Grenz verheiratet, der in der Eulenstadt lebte. Und so gab es für den örtlichen Lions Club einen besonderen Grund, diese besondere Frau zu einer Lesung aus ihrem Buch „Lassen
Sie mich mal machen" im - natürlich! - Artur Grenz-Saal einzuladen.
Doch die Rolle als Ehefrau war in der beeindruckenden Biografie von Heide Sommer nur eine Episode. Im Februar 1963, im Alter von 22 Jahren, begann sie als Sekretärin im Politik-Ressort der ZEIT. Dort lernte sie ihren Mann, den späteren ZEIT-Chefredakteur Theo Sommer kennen, mit dem sie zwei Söhne hat. Nach einer längeren Beziehung und einer kurzen Ehe ging diese allerdings in die Brüche.
1966 wurde sie Sekretärin von Carl Zuckmayer in der Schweiz. 1967 kehrte sie nach Hamburg zurück und landete beim Spiegel als Sekretärin von Joachim Fest, Günter Gaus und Rudolf Augstein. Anschließend arbeitete sie von 2001 bis 2015 für Fritz J. Raddatz und gleichzeitig von 2006 bis 2009 für das Ehepaar Loki und Helmut Schmidt.
War es jetzt die Erwartung, spannende Geschichten aus diesem ereignisreichen Leben der Autorin zu hören, oder war es die ohnehin große Anhängerschaft des Lions-Clubs, jedenfalls war der Artur-Grenz-Saal gut besetzt, und das nicht nur von den üblichen Besuchern kultureller Veranstaltungen in Quickborn.
Und die Zuschauer wurden nicht enttäuscht: Sommer ließ die Atmosphäre in der ZEIT-Redaktion der frühen Jahre lebendig werden, in der die Manuskripte noch auf Schreibmaschinen getippt und anschließend von den Setzern an den riesigen Blei-Setzmaschinen noch einmal abgeschrieben wurden. Sie berichtete, dass Rudolf Augstein als FDP-Kandidat aus Sicherheitsgründen auf seinen Cadillac verzichtete und im Wagen seines Chauffeurs unterwegs war. Eher beiläufig erwähnte sie, dass nicht nur Helmut Schmidt, von dem dies bekannt war, sondern auch seine Frau Loki sich gewisse Freiheiten von der Ehe nahm. Schmunzelnd werden die Zuschauer vernommen haben, dass sich bei einem Israel-Besuch des Ehepaares Sommer das Interesse des damals bekannten und beeindruckenden Generals Ariel Sharon nicht - wie von ihrem Mann berichtet - auf alle anwesenden Frauen richtete, sondern sich auf sie konzentrierte.
Die Musikschule schuf zur Lesung mit einem siebenköpfigen Ensemble einen unterhaltsamen musikalischen Rahmen. Natürlich stand dabei auch ein Werk von Artur Grenz auf dem Programm, aber Leiter Lorenz Jensen hatte ebnso andere Anknüpfungspunkte gefunden. So durfte bei den Berichten einer Sekretärin das bekannte Stück „The Typewriter" nicht fehlen, bei dem Jensen dezent im Hintergrund für die typischen Klapper-Geräusche der imaginären Schreibmaschine sorgte. Und zur Israel-Episode erklang dann der Klassiker Hava Nagila.
So verließen wohl die meisten Besucher beschwingt den Saal, viele nicht ohne am Stand der Buchhandlung Theophil von der Autorin ein Buch signieren zu lassen. Da die Corona-Regeln den geprüften Gästen ein ungezwungenes Beisammensein nicht nur vor der Vorstellung erlaubten, fanden sich zum Ausklang viele Gäste noch zu einem gemeinsamen Plauschzusammen. Und so sorgte der Lions Club wieder für ein gesellschaftliches Ereignis in der Stadt.
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