8.4.2019 | Eine grünere Location hätte sich die Partei kaum aussuchen können: Der Grünen-Ortsverband Quickborn
hatte sich das Palmencafé in Hasloh ausgesucht, um Rasmus Andresen, dem schleswig-holsteinischen Spitzenkandidaten der Grünen für die Europawahl, ein passendes Ambiente für die
Präsentation seiner Vorstellungen zu bieten.
Die Ortsvorsitzende Anke Thomsen konnte rund 40 Gäste begrüßen, darunter verständlicherweise auch viele Grünen-Repräsentanten wie Kreistagsmitglied Sabine Schaefer-Manietzki. Thomsen erinnerte daran, dass die EU 2012 den Friedensnobelpreis erhalten habe mit der Aufforderung, sich für die menschlichen Werte einzusetzen. Sie beklagte, dass sich Europa stattdessen immer mehr zu einer Festung aufrüste. „Wie können wir den Frieden bewahren?"
Der aus Kiel per Carsharing-Fahrzeug angereiste Andresen eröffnete sein Eingangs-Statement mit dem Hinweis, dass aus seiner Sicht die Europawahl angesichts weltweiter Herausforderungen wie Trump, Breit, Klimakrise und Migration besonders wichtig sei.
Die Klimakrise sei so ernst, dass dringend gehandelt werden müsse. Den vereinbarten Kohleausstieg bis zum Jahre 2038 hält er für zu spät, er setzt sich für einen Ausstieg bis 2030 ein, und zwar nicht nur für Deutschland, sondern europaweit. Er plädiert für eine Förderung des Öffentlichen Nahverkehrs durch die EU, auch in den Grenzgebieten. Interessanterweise setzt er beim Individualverkehr nicht nur e-Mobilität, sondern auch auf andere Formen wie Wasserstoff.
In der Landwirtschaftspolitik kritisiert Andresen, dass die EU mit 60 Mrd Euro jährlich vor allem große Betrieb fördert. Hier sei ein Umdenken erforderlich, so dass z.B. mehr artgerechte Haltung und Naturschutz untersützt werde.
Er beklagte, dass es in der EU zwar Finanz-Regeln z.B. für staatliche Verschuldungen gebe, aber keine einheitlichen Sozialen Ziele. Dass die Jugendarbeitslosigkeit in Italien bei 30 Prozent liege und 30 Prozent der Griechen über keine Krankenversicherung verfügt, sei sicher Aufgabe der einzelnen Staaten, aber auch eine Herausforderung für die EU insgesamt.
Parlament oder Konzerne - wer entscheidet in der EU? Neben der Einflussnahme der Digitalkonzerme auch auf politische Entscheidungen sei die Besteuerung ein großes Problem. Während Kleinunternehmen im Schnitt 21 Prozent Steuern zahlten, zahlten die Digitalkonzerne nur 7 Prozent. Aus Sorge vor amerikanischer „Rache" gegenüber der deutschen Automobilindustrie habe Bundesfinanzminister Scholz eine EU-Initiative zur Einführung einer Digitalsteuer blockiert. Nach Einführung der DSGVO setzten sich die Grünen auch für Regeln für Messenger-Dienste ein.
Ein wichtiges Thema sei schließlich auch der Kampf für die Menschenrechte, z.B. der Sinti und Roma, der Frauen in Polen oder der Flüchtlinge auf dem Mittelmeer.
Rasmus Andresen
Der 33-jährige Flensburger steht auf Platz 16 der Grünen für die Europawahl. Wenn die Partei - wie in den letzten Umfragen ermittelt - 19 Prozent der Stimmen erreicht, zieht er in das Europa-Parlament ein. Seit Juni 2017 ist er Vizepräsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages, dem er bereits seit 2009 angehört.
Seit seinem zweiten Lebensjahr lebt der in Essen Geborene in Flensburg. Er besuchte Schulen der dänischen Minderheit und macht 2005 in Dänemark sein Abitur. Im dänischen Roskilde erwarb er den Bachelor in Kommunikations- und Verwaltungswissenschaft.
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