Zuhause ist es doch am schönsten ...

Wie in den letzten Jahren lud der Trägerverein Henri Goldstein-Haus auch in diesem November zu einem Konzert ein. Anna Haentjens war mit ihrer literarisch-musikalischen Reflexion „Heimat im Gepäck" zu Gast.

 

Jetzt  könnte eine der üblichen Konzertkritiken folgen. Eine Kritik, die das von der Künstlerin klug und abwechslungsreich zusammengestellte Programm lobt. Die von der prägnanten Stimme der Kulturpreisträgerin der Stadt Elmshorn erzählt und von ihrer berührenden Vortragsweise. Von der gefühlvollen Begleitung ihres Pianisten Sven Selle. Von ihrem Zitat aus einem Buch Alexander Mitscherlich, der schon 1967 die Folgen der Globalisierung skizzierte. Eine solche Kritik würde versuchen, die bewegenden Momente zu beschreiben, als Haentjens gemeinsam mit den Besuchern das Lied von den "Moorsoldaten" sang, wie es sie auch in Quickborn gab und die in dem Gebäude lebten, das der Verein als Erinnerungsstätte erhalten und ausbauen will. Und der Artikel würde von all den Liedern und Zitaten berichten, in denen Flüchtlinge ihre Gefühle in ihren Zufluchtsorten und ihre Sehnsüchte nach der Heimat zum Ausdruck bringen. Gern vergessen: Zu den Flüchtlingen in der Weltgeschichte zählten auch viele Deutsche, die in der Nazi-Zeit ihr Land verließen, und die in Geschichten und Liedern festhielten, wie sehr sie ihr Zuhause vermissen.

 

Ja, von dem allem könnte man hier berichten, weil es da war. Auf berührende Weise da war.  Aber hier soll einmal der Blick auf etwas gelenkt werden, was NICHT da war. Oder besser: WER nicht da war.

 

Dass der Artur-Grenz-Saal angesichts der "schweren Kost" nur zu einem Drittel gefüllt war, wird kaum jemanden überrascht haben. Und dass vorwiegend ältere Besucher/innen den Weg ins dieses beeindruckende Konzert gefunden hatten, ist auch kein neues Phänomen. Aber dass zu diesem Abend der Erinnerungskultur und des politischen Gedenkens und Denkens so wenig Ratsmitglieder gekommen waren, das kann man schon bedauern. Bürgervorsteher Henning Meyn hatte sich bei den Veranstaltern wegen eines anderen Termins entschuldigt und das ist glaubwürdig, denn ansonsten besucht er ganz viele Veranstaltungen in Quickborn - übrigens auch dann, wenn er es nicht als Amtsperson muss. Aus dem Rat waren Klaus H. Hensel (CDU) und Astrid Huemke (SPD), beide stellvertretende Bürgermeister und Fraktionsvorsitzende, sowie Ingrid Cloyd-Nuckel (SPD) vertreten. Der SPD-Ortsvorsitzende Jens-Olaf Nuckel war in erster Linie als Vorsitzender des Fördervereins Henri-Goldstein-Haus dabei. An Ortspolitikern wurden Sonja Kruse (Grüne) und Enno Hasbargen (SPD) gesichtet, das war´s dann aber auch. (Falls ich jemanden übersehen habe, bitte melden ...).

 

Über die Gründe für die geringe Resonanz kann nur spekuliert werden. Dass alle wichtige andere Termine gehabt haben, kann man sich eigentlich nicht vorstellen. Haben Sie gar nichts von der Veranstaltung erfahren? (Soll vorgekommen sein...). Gab es Scheu, sich mit dem höchst aktuellen Thema auseinanderzusetzen oder sich mit den Zielen des Vereins solidarisch zu zeigen? Oder war es ganz einfach die Unlust, sich vom heimischen Sofa zu erheben, weil es zuhause ja doch am schönsten ist ....

 

Jens-Olaf Nuckel, Vorsitzender des Fördervereins Henri-Goldstein-Haus begrüßte die Zuschauer mit Gedanken zum Thema „Anstand"
Jens-Olaf Nuckel, Vorsitzender des Fördervereins Henri-Goldstein-Haus begrüßte die Zuschauer mit Gedanken zum Thema „Anstand"
Anna Haentjens präsentierte gemeinsam mit Sven Selle am Flügel das Programm
Anna Haentjens präsentierte gemeinsam mit Sven Selle am Flügel das Programm
Dank für einen bewegenden Abend!
Dank für einen bewegenden Abend!

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