Prof. Straubhaar referierte vor Rotariern über die Weltwirtschaft

Auf Einladung des Rotary-Clubs Quickborn referierte Professor Dr. Thomas Straubhaar, renommierter Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), zum Thema „Die Weltwirtschaft in Unordnung – ein Plädoyer für eine neue Gesellschaftsordnung gegen Trumpismus und Populismus“.

 

Moderiert wurde die Veranstaltung von dem Rotarier Tilo Herzog, der den Vortragsabend mit Professor Dr. Straubhaar bereits zum sechsten Mal initiiert hat. Der Einladung des Rotary Club Quickborn waren 120 Gäste gefolgt. Gastgeberin war die Firma Hansewerk in ihren Räumen.

 

Im Rahmen der Veranstaltung konnten Spenden in Höhe von insgesamt mehr als

2000,00 Euro gesammelt werden. Der Anteil des Rotary Club Quickborn wird der

Aktion „Polio End Now“ zu Gute kommen. Das Projekt - das größte, das Rotary in

seiner 111 - jährigen Geschichte je gestartet hat - hat sich bereits seit 1988 der Bekämpfung des Polio-Virus verschrieben. Ziel der Aktion ist es , dass

weltweit möglichst kein Kind mehr von dem Polio-Virus befallen ist. Auch damit

leistet der Rotary Club Quickborn einen Beitrag für eine neue Gesellschaftsordnung.

 

Straubhaars Plädoyer für ein bedingungsloses Grundeinkommen

 

Straubhaar konstatierte zu Beginn seines Vortrages, dass sich die Weltwirtschaft in Unordnung befinde und stellte die Frage: „Was ist schief gelaufen?".

 

Als eine Ursache machte er die Wahl Trumps zum US-Präsidenten aus. Straubhaar warnte jedoch davor, die Trumpsche Wirtschaftspolitik zu verteufeln. Sie beruhe auf drei Eckpfeilern, die nicht ganz falsch seien. Zum einen die Deregulierung, gegen die kein vernünftiger Ökonom etwas haben könne. Trumps Politik sei eine Antwort auf Obama, der die stärkste Regulierung der US-Wirtschaft in ihrer Geschichte durchgesetzt habe. Auch die geplante Steuersenkung sei per se nicht schlecht. Und die angestrebte Verbesserung der Infrastruktur sei für jeden nachvollziehbar, der die amerikanischen Verhältnisse kenne. Es handele sich um ein klassisches Wachstumsprogramm á la Keynes. Protektionismus könnten sich die USA eher leisten als die Handelspartner. Die Zinsentwicklung in den USA und die Entwicklung des Wechselkurses zum Euro sprächen für eine Aufwärtsentwicklung der amerikanischen Wirtschaft. Gefahren für die deutsche Exportwirtschaft sieht Straubhaar nicht so stark, denn sie würde vor allem Investitionsgüter in die USA ausführen. „Trump wird nicht so dumm sein, diese durch Strafzölle stark zu verteuern, denn er braucht sie für die Modernisierung der amerikanischen Wirtschaft. Wenn die Nachfrage in die USA steigt, wird auch die Nachfrage nach deutschen Ingenieurslösungen wachsen", ist Straubhaar überzeugt. Die Wirkung von Strafzöllen würde von der Euro-Abwertung kompensiert. Seine Quintessenz: Trump sei zwar unsympathisch, die Deutschen sollten sich aber bei der Beurteilung der Entwicklung weniger vom Bauchgefühl als vielmehr vom Verstand leiten lassen.

 

Als zweite Ursache für die Verunsicherung führte Straubhaar die Globalisierung an. Diese sei mit dem Versprechen steigenden Wohlstands für alle verbunden gewesen. Aber man müsse sich die Ausgangssituation vergegenwärtigen. Diese sei dadurch gekennzeichnet gewesen, dass die USA und Europa als die stärksten Wirtschaftsregionen jeweils rund eine Milliarde Einwohner gehabt hätten. Durch die Globalisierung seien rund sechs Milliarden Menschen hinzugekommen. Der Kapitalstock in den "neuen" Regionen sei aber deutlich niedriger gewesen. Dadurch habe der Anteil der Arbeitseinkommen in Relation zwangsläufig sinken müssen, während die Kapitaleinkommen steigen konnten. Zwar habe der Wohlstand insgesamt zugenommen, aber die Menschen hätten das Gefühl, zu kurz gekommen zu sein. Straubhaar illustrierte dies mit einem praktischen Beisipiel: Wenn man 1.000 Euro unter den Anwesenden verteilen würde und 120 Gäste würden je einen Euro erhalten und einer 880 Euro, so würde zwar jeder mit mehr nach Hause gehen, trotzdem würde das Gefühl der Unzufriedenheit vorherrschen.

 

Was müsste also geschehen? Straubhaar erinnerte an das Grundprinzip der sozialen Marktwirtschaft, nämlich die Harmonie zwischen Marktwirtschaft und Sozialstaat. Die Digitalisierung würde aber in den nächsten 30 Jahren für eine völlig neue Verteilung der Wertschöpfung sorgen. Roboter würden derzeit keiner Sozialversicherungspflicht unterliegen und müssten auch keine Steuern zahlen.  Menschen in klassischen Berufen würden der Zukunft mit Ängsten entgegensehen und ließen sich dadurch leicht instrumentalisieren. Sie würden sich gegen den Fortschritt wenden, was wiederum eine Gefahr für die Wohlstandsmehrung bedeuten würde. Fazit des Referenten: Wir brauchen ein Gesellschaftsmodell, das das Kapital einbezieht und die Digitalisierung fördert! Dies bedeute, dass ALLE Einkommen zu Finanzierung der Sozialsysteme herangezogen werden müssten. Darüber hinaus müssten Auszeiten, wie sie aufgrund der Digitalisierung in Lebensläufen vorkommen könnten, duch ein bedingungsloses Grundeinkommen abgefedert werden.

 

In der anschließenden regen Diskussion erläuterte Straubhaar sein Konzept. Seine Wertschöpfungssteuer, die alle Quellen erfasse, greife, sobald Geld an natürliche Personen augeschüttet werde. Bei derzeitigen Sozialabgaben von 880 Mrd. Euro jährlich und rund 80 Millionen Einwohnern ließe sich ein Grundeinkommen von rund 1.000 Euro monatlich finanzieren. Die Gefahr von "Mitnahmeeffekten" sieht er als gering an. Menschen seien im allgemeinen mit dem Existenzminimum nicht zufrieden, wie die sogenannten Aufstocker zeigten, die für relativ wenig mehr Geld doch einer Arbeit nachgingen. Seine Thesen finden sich auch in seinem aktuellen Buch "Radikal gerecht. Wie das bedingungslose Grundeinkommen den Sozialstaat revolutioniert".

 

Kaum verwunderlich, dass auch beim anschließenden Buffet über seine Thesen intensiv diskutiert wurde. Ein gelungener Abend also, den die Quickborner Rotarier mit Unterstützung der HanseWerk AG realisiert haben.

Udo Bottländer, Personalvorstand der HanseWerk AG, hieß im Namen seines Unternehmens Prof. Straubhaar und Veranstalter Tilo Herzog (v.r.) am Quickborner Unternehmenssitz willkommen.
Udo Bottländer, Personalvorstand der HanseWerk AG, hieß im Namen seines Unternehmens Prof. Straubhaar und Veranstalter Tilo Herzog (v.r.) am Quickborner Unternehmenssitz willkommen.
Einige Schüler des Elsensee-Gymnasiums waren der Einladung des Rotary-Mitgliedes Rüdiger Lang (l.) zur Veranstaltung mit Prof. Straubhaar gefolgt.
Einige Schüler des Elsensee-Gymnasiums waren der Einladung des Rotary-Mitgliedes Rüdiger Lang (l.) zur Veranstaltung mit Prof. Straubhaar gefolgt.
Rolf-Peter Dröge, Präsident des Rotary-Clubs Quickborn, konnte rund 120 Gäste begrüßen.
Rolf-Peter Dröge, Präsident des Rotary-Clubs Quickborn, konnte rund 120 Gäste begrüßen.
RA Tilo Herzog hatte die Veranstaltung organisiert und moderierte auch den Abend.
RA Tilo Herzog hatte die Veranstaltung organisiert und moderierte auch den Abend.
Der Vortragssaal der HanseWerk AG war bis auf den letzten Platz besetzt.
Der Vortragssaal der HanseWerk AG war bis auf den letzten Platz besetzt.
Beim Buffet wurde intensiv diskutiert.
Beim Buffet wurde intensiv diskutiert.

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Kommentare: 1
  • #1

    Rüdiger Lang, Rotary Club Quickborn (Montag, 10 April 2017 10:30)

    Moin Herr Kuchel,
    ein toller Artikel, der alle Facetten seines Vortrags beleuchtet. Beigefügt ein Link zu einer Podiumsdiskussion, über Straubhaars Thesen bei der Körber Stiftung, den ich beim Stöbern fand:
    http://www.koerber-stiftung.de/mediathek/radikal-gerecht-mit-thomas-straubhaar-1323.html
    Herzliche Grüße
    Rüdiger Lang

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