Wie wird der Opfer des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges
gedacht? - Schülerinnen und Schüler des Elsensee- und Dietrich-Bonhoeffer-
Gymnasiums Quickborn besuchten am 1. November das ehemalige Konzentrationslager Bergen-Belsen sowie nahegelegene Soldatenfriedhöfe. Im Folgenden berichten sie selbst über ihre Spurensuche.
Anlässlich des kommenden Volkstrauertags am 13. November fuhren Schüler des Elsensee-Gymnasiums gemeinsam mit Schülern des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in die Lüneburger Heide, um die Gedenkstätte Bergen-Belsen und umliegende Soldatenfriedhöfe zu besuchen. Wir wollten der Frage nachgehen, wie in verschiedenen Kulturkreisen den Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und des zweiten Weltkrieges heute gedacht und wie an diese Zeit an jenen Orten erinnert wird.
Den Auftakt bildete der Besuch dreier Soldatenfriedhöfe, auf denen hauptsächlich
Menschen aus der Sowjetunion, Deutschland und dem Commonwealth beerdigt
wurden. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ruhestätten hätten
frappierender nicht sein können. Der britische Soldatenfriedhof ist liebevoll gestaltet und sehr gepflegt. Jeder Grabstein ist mit dem Namen des Gefallenen und einem individuellen Spruch versehen. Der Friedhof des ehemaligen sowjetischen
Kriegsgefangenenlagers wirkte auf uns Schüler jedoch recht trostlos. Dort befinden
sich die sterblichen Überrest von mehr als 20.000 Menschen in anonymen
Massengräbern und das gesamte Gelände wirkt nur teilweise gepflegt. An beiden
Friedhöfen legten wir vom Volksbund für Kriegsgräberfürsorge gesponserte Kränze
nieder.
Als letztes besichtigten wir den deutschen Soldatenfriedhof Lohheide, auf dem neben 155 deutschen und 16 ungarischen Soldaten auch Mitglieder der SS-
Wachmannschaften begraben sind, was für uns recht irritierend war und zu regen
Diskussionen zwischen uns Schülern führte. Die Grabstätten sind darüber hinaus sehr schlicht gehalten und wirken teilweise verwahrlost. Uns wurde zunehmend deutlich, wie unterschiedlich der Prozess des Erinnerns in den verschiedenen Kulturkreisen betrieben wird. Gerade in der deutschen Gesellschaft scheint es noch viel Diskussionsbedarf darüber zu geben, inwiefern auch Deutschen gedacht oder nicht gedacht werden sollte.
Anschließend besuchten wir das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers
Bergen-Belsen. Auch hier legten wir in Gedenken an die Opfer Blumenkränze nieder
und hielten gemeinsam inne. Durch den sehr lebendigen und anschaulichen Vortrag zu Beginn erhielten wir Einblicke in die wechselhafte Lagergeschichte. Durch den sich anschließenden Rundgang bekamen wir zusätzlich ein Gefühl für die Dimensionen des Lagers. Der Tag endete im umfangreichen Dokumentationszentrum des KZs, in der man sich verschiedene Interviews der Zeitzeugen aus verschiedenen Herkunftsländern ansehen konnte. Sehr erschreckend waren die Originalaufnahmen aus der Zeit. In Gedanken und zu tiefst gerührt verließen wir Bergen-Belsen. So etwas Menschenverachtendes haben wir nicht erwartet. Noch bis heute sind wir von den Bildern und Geschichten der Zeitzeugen getroffen und erschüttert. Daher ist es für uns wichtiger denn je, den Opfern von Gewalt und Verbrechen zu gedenken, damit ihr Schicksal das Mahnmal kommender Generationen ist. Niemand sollte vergessen werden, denn durch das Vergessen sterben die Opfer ein zweites Mal.
Unser Dank gilt der Volkshochschule Quickborn, dem Volksbund für
Kriegsgräberfürsorge, dem Busunternehmen Voss, den Fördervereinen beider Schulen sowie unseren Lehrern, die es in enger Zusammenarbeit ermöglicht haben, dass dieser Tag für uns ein gelungener war.
Lina Schneider, Hannah Karg, Anna Maier und Marla Sellmer
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